Michael Münch

Fotosynthetische Malerei

 

"Symbolismus in der Fotosynthetischen Malerei"  


 

Symbolismus in der Fotosynthetischen Malerei

 

Wie die Symbolisten zur Zeit der industriellen Revolution Sehnsucht nach einer Welt der wesentlichen Bedeutung hatten, die Idee in sinnliche Form zu kleiden trachteten und mehr darstellen wollten, als nur das Reale, Greifbare und Sichtbare, möchte Michael Münch in der heutigen Zeit der digitalen Revolution der Welt etwas Schöngeist zurückgeben.

 

Symbolismus steht gegen das Reale, Profane und Vorgegebene, das von der Epoche bestimmt und begrenzt wird, es erschafft eine eigene, schönere Welt. Wesentliche Dinge lassen sich nicht ohne Weiteres benennen, sie brauchen Symbole, um darüber eine Vorstellung zu bilden.

So könnte man "Prachtopfer" (135x180cm Öl auf Leinwand 2012) als eine Allegorie auf Kultur als Zusammenfassung an Werten und Bedeutungen sehen, durch die sich die Menschen in der Welt orientieren. Es sind Anspielungen an Antike – sei es Rom, Ägypten oder Südamerika – weltliche oder kirchliche Macht vereint. Das majestätische Auftreten eines Tigers oder der stolze Gang eines Kamels brauchen keine glänzenden Utensilien wie die Könige. Die Blütenpracht erscheint verschwenderisch, hat aber in der Natur ihre feste Bestimmung. Der Mensch opfert vieles seiner Prunksucht. Vielleicht soll das auf die Dekadenz der modernen Gesellschaft hinweisen, die sich auf dem Höhepunkt der ökonomischen Möglichkeiten befindet, doch einem ökologischen Desaster entgegengeht. 

Symbolistische Gemälde stellen auch für die Epoche stereotype, klischeehafte Sujets dar. So könnte man die im "Brandloch" (120x105cm Öl auf Leinwand 2010) zusammengesetzte Szene als Allegorie auf das Fehlen der geistigen Perspektive in der modernen Gesellschaft verstehen. Der Mann hat es sich mit seinem Cognacschwenker gemütlich gemacht, vielleicht schwelgt er gerade in schönen Erinnerungen an vergangene Zeiten, durch einen Brand verursachtes Unheil scheint ihn nicht zu interessieren. Das Mädchen ist jung und hübsch, kann aber mit seinem Leben scheinbar nichts anfangen. Ist sie so enttäuscht und desillusioniert in der grauen Stadt, wo sie glaubt, schon alles gesehen zu haben und nichts mehr reizvoll findet, dass ihr außer Partysucht nichts bleibt?

Und doch ist die Welt des Symbolismus trotz aller Melancholie vom leidenschaftlichen Idealismus geprägt. Die symbolistischen Maler ziehen es manchmal vor, die tatsächliche Situation zu ignorieren und eine unschuldige und liebenswerte Illusion darzustellen, die es in der realen Welt nicht gibt. Sie erschaffen ein eigenes Universum, das mit Gestalten der klassischen Mythologie und der modernen Legenden bevölkert ist. Im "Märchenjäger" (140x160cm Öl auf Leinwand 2013) sind Motive zusammengesetzt, die alle Arten von Sehnsucht und Romantik darstellen können. Da wäre für jeden Etwas, das das Herz und die Phantasie anspricht, das Schöne und Edle wachruft. Es ist eine Welt außerhalb des Alltäglichen, mit leuchtenden Farben und klaren Verhältnissen. Hat das digitale Netzwerk dem Menschen nicht fast alle Tätigkeiten abgenommen, die Anspruch, Fertigkeit und Geist erfordern, so dass wir davon träumen, sich wieder wie ein Kind an Blumen zu erfreuen oder ein Indianerabenteuer zu erleben? Sehnen wir uns nicht alle nach einfachen Regeln und eindeutigen Charakteren eines Märchens? 

 

Michael Münch lässt sich von den alten Meistern inspirieren und setzt die Figuren aus ihren Gemälden in neue Zusammenhänge, der Betrachter kann die abgebildeten Motive zu neuen Assoziationsketten verknüpfen und eine eigene Geschichte entstehen lassen.

Symbolismus bildete manchmal menschliches Fehlverhalten ab, um es der Lächerlichkeit preiszugeben. „Bierlaune“ (120x140cm Öl auf Leinwand 2013) könnte uns die Geschichte einer Frau erzählen, die mit den Folgen ihres Urlaubsabenteuers konfrontiert ist. Die Mutter wendet sich vom Kind ab, obwohl die beiden Personen daneben wohlwollendes Interesse zeigen. Vielleicht sehnt sich die Frau nach ihrem Abenteuer im fernen Land und dem „Wilden“, den sie dort kennen gelernt hatte, möchte nicht dem Alltag der Kindererziehung verfallen. Oder war es nur eine kurze Laune und die Frau schämt sich, kann es aber nicht mehr rückgängig machen? Die Person im Vordergrund, vielleicht ist sie eine Angestellte im Touristenhotel, macht sich darüber lustig. Anscheinend kennt sie viele solche Urlaubsgeschichten, selbst unbeteiligt, spottet sie darüber.

Manche symbolistischen Bilder haben tiefere moralische Aussagen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht zu erkennen sind.

Die romantische Szene im „Weltfrieden“ (120x180cm Öl auf Leinwand 2015) hat allegorischen Charakter, die Figuren stellen symbolisch die Menschen verschiedener Rassen und Kulturen dar. Es ist ein Traum von einer Welt ohne Krieg und Rassismus, wo niemand einen anderen hasst oder bekämpft nur weil er anders ist. 

Michael Münch benutzt die fotosynthetische Methode, um neue symbolistische Bilder zu kreieren und verarbeitet die Gemälde der Altmeister, um zu zeigen, dass die Menschen im Wesentlichen gleich geblieben sind wie vor Hunderten von Jahren. Dabei erscheinen traditionell eindeutige Motive wie Madonna in einem neuen Zusammenhang und können andere Bedeutungen bekommen. (Abb. „Jugendamt“ 120x135cm Öl auf Leinwand 2013)

Nadeshda Münch

2019

Michael Münch Kunstmaler, Fotosynthetische Malerei 0